Beschreibung und Bedeutung der Komponente

Viele öffentliche Ausgaben sind im Kontext einer Wohlfahrtsbilanzierung defensiver Natur: Sie werden getätigt, um Verschlechterungen des gesellschaftlichen Wohlergehens zu verhindern. Insofern tragen sie nicht wirklich zu einer Steigerung der Wohlfahrt eines Landes bei, obwohl sie in das BIP eingehen. Zumindest ein Teil der öffentlichen Ausgaben im Gesundheits- und Bildungsbereich ist aber als wohlfahrtssteigernd anzusehen und sollte daher im Rahmen eines Wohlfahrtsindex positiv berücksichtigt werden.

Da im NWI – anders als im BIP – zunächst einmal nur private Ausgaben einbezogen werden (Komponente 2), ist eine gesonderte Erfassung notwendig.

Der angenommene Anteil von 50 Prozent aller Ausgaben beruht auf einer sehr groben Schätzung defensiver und wohlfahrtssteigernder Ausgaben, da eine fundierte Unterscheidung ausgesprochen aufwendig wäre.

 

Beschreibung des Verlaufes

Die Gesundheits- und Bildungsausgaben der öffentlichen Hand (in konstanten Preisen) schwanken im betrachteten Zeitraum – nimmt man einmal die geschätzten Werte vor 1995 aus – zwischen 54 und 65 Milliarden Euro. Dabei ist von 1995 bis 1998 zunächst ein leicht fallender Trend zu beobachten. Ausgelöst wurde dieser Trend von um 36 % (-5 Mrd. Euro) zurückgegangenen Gesundheitsausgaben. Bis 2008 sind anschließend keine größeren Veränderungen festzustellen. Danach steigen die Ausgaben jedoch relativ deutlich an und erreichen im Jahr 2015 mit 65 Mrd. Euro einen Höchststand. Verantwortlich für diese Steigerung sind die im Zeitraum 2008 bis 2015 um 22 % (11 Mrd. Euro) gestiegenen Ausgaben für Bildung. Obwohl von den Bildungsausgaben nicht unmittelbar auf das Bildungsniveau und die Qualität des verfügbaren Wissens in einem Land geschlossen werden kann, handelt es sich doch um eine wichtige Komponente gesellschaftlicher Wohlfahrt. Mit steigender Bildung geht in der Regel ein höheres Einkommen einher, die Neigung zu kriminellen Handlungen sinkt und das Interesse an politischer Teilhabe nimmt zu. Bildung ist auch ein zentraler Erklärungsfaktor für die wirtschaftliche Prosperität eines Landes.